GAPiD Qualitätsverbund Leitbild
(Stand Juni 2023)
Präambel
Die Anthroposophische Pharmazie und Medizin sind bedeutende und zukunftsträchtige Bestandteile unseres modernen Gesundheitswesens. Die in der GAPiD organisierten Apotheker* und PTA unterstützen und fördern diese Pharmazie und Medizin. Um die spezifische, durch Anthroposophie erweiterte Qualität in der Apothekentätigkeit darzustellen, schließen sich anthroposophisch orientierte Apotheker, PTA, Pharmazieingenieure sowie Apotheken zu einem Qualitätsverbund zusammen. Eine sich gegenseitig unterstützende und helfende Gemeinschaft wird gebildet.
Selbstverständnis
Die im QV verbundenen Kollegen erleben die Apotheke als einen Ort vielfältiger geistiger Begegnungen und Prozesse, die sich in allen Arbeitsbereichen entdecken lassen. Gleichzeitig sehen sie sich einem berufsbedingt starken Befasstsein mit rein materiellen Vorgängen gegenüber, die von extremer Regulierung und erstarrten Strukturen geprägt sind.
Mithilfe der Anthroposophie Rudolf Steiners sind QV-Mitglieder bestrebt, zwischen diesen Polaritäten unablässig einen lebendigen Raum zu schaffen, in dem die individuelle Gesundheitskompetenz eines jedes Kunden freilassend gefördert wird.
Ziele
- Fördern der Gemeinschaft aller anthroposophisch orientierten Apotheken.
- Fördern der Apotheken-Teambildung nach dem Prinzip der sozialen Dreigliederung.
- Sicherstellen einer hohen Qualität der ganzheitlichen pharmazeutischen Betreuung in Apotheken, die sich auf die Anthroposophie berufen.
- Fördern der Öffentlichkeitswirkung dieser Apotheken (z. B. Markenbildung, Signets, …).
- (Weiter-)Entwickeln von Instrumenten zur gegenseitigen und gemeinsamen Unterstützung, wie z. B. aus der Praxis entstandene schriftliche Beratungshilfen, Materialien zur Weitergabe an Kunden, Mitglieder-Hotline zur Vermittlung von Problemlösungen, …
- Qualitätsprozesse lebendig erfassen und vermitteln.
- Begriffe finden für das geistig zwischenmenschliche Geschehen, das die Mittlertätigkeit in der Apotheke ausmacht.
- Einbringen der gegenwärtigen und zukünftigen Entwicklungen des Apothekenbereichs in die GAPiD, um hier die Kompetenz für eine ganzheitlich anthroposophisch gegründete Pharmazie zu maximieren.
- Vernetzen mit Gruppierungen und Personen innerhalb und außerhalb der GAPiD zum umfassenden Wohl der Menschen, die zu ihrer Gesundheitsförderung in die Apotheken kommen.
Einzelmitglieder
Mitglied des QV können Pharmazeuten, PTA sowie andere Personen werden, die eine Tätigkeit in einer Apotheke ausüben oder sich mit einer solchen verbunden fühlen. Sie identifizieren sich grundsätzlich mit dem Selbstverständnis und den Zielen des QV, wie sie in diesem Leitbild ausgeführt sind.
Eine Mitgliedschaft in der GAPiD wird vorausgesetzt, begründete Ausnahmen sind möglich.
Die Aufnahme als Mitglied erfolgt nach persönlicher Vorstellung während einer Präsenz-Sitzung des QV durch Zustimmung aller anwesenden Mitglieder.
Daneben besteht jederzeit die Möglichkeit, als Gast an Präsenz- oder Online-Treffen teilzunehmen. Interessierte wenden sich an die Kontaktperson.
Die regelmäßige Teilnahme an den QV-Treffen wird derzeit als unabdingbar für ein lebendiges Netzwerk der Mitglieder erachtet. Wie Personen einbezogen werden können, zu denen eine ideelle Verbindung besteht, denen eine solche Teilnahme jedoch nicht möglich ist, ist Gegenstand der Weiterentwicklung des QV.
Apotheken
Ist in einer Apotheke die Arbeitsweise insgesamt aus einer anthroposophischen Betrachtung heraus motiviert, so kann sie sich der Markenbildung anschließen und eine QV-Apotheke werden. (Bedingungen siehe Anhang).
In solch einer QV-Apotheke werden die Mitarbeiter freiheitlich an anthroposophische Inhalte herangeführt, so dass sie sich selbstbestimmt dafür erwärmen können. Schulungen und Fortbildungen zu anthroposophischen Themen werden angeboten bzw. unterstützt.
Jeder Mitarbeiter hat die Freiheit, seine persönlichen Fähigkeiten und Kompetenzen im Team einzubringen und wird in der Fortbildung der anthroposophischen Pharmazie gefördert.
Jedem Mitarbeiter wird die gleiche Wertschätzung seiner Tätigkeit entgegengebracht, er ist ein wichtiges Rad im Getriebe.
Jeder Mitarbeiter nimmt die Bedürfnisse seiner Kollegen ernst und versucht, sich so einzubringen, dass er einerseits den betrieblichen Notwendigkeiten gerecht wird, aber auch den persönlichen Befindlichkeiten der Kollegen entgegenkommt. Das schult die Gemeinschaftsbildung und trägt zum allseitigen Entwicklungsprozess eines jeden Mitarbeiters bei.
Allen Kunden wird in einer QV-Apotheke mit hoher Wertschätzung begegnet. Die individuellen Bedürfnisse werden auf der Grundlage des anthroposophischen Menschenbildes wahrgenommen und stehen in der Beratung und Arzneimittelabgabe an vorderster Stelle. Ziel ist es jeweils, die Fähigkeit zum Erschließen eigener Gesundheitsquellen zu fördern, sowohl mithilfe verordneter, nachgefragter oder empfohlener Arzneimittel als auch durch das Vermitteln anderer therapeutischer Möglichkeiten.
Die QV-Apotheke sieht sich überdies als Forschungs- und Entwicklungsstätte für die anthroposophisch motivierte Pharmazie in der Apotheke.
Methodik
Die Grundlage für das konkrete Vorgehen ist die Ausbildung eines geistig-sozialen Netzwerkes. Um es mit Leben und Bewusstsein zu füllen, haben sich regelmäßige persönliche Treffen bewährt. Sie finden mindestens zweimal jährlich statt, jeweils an ein bis zwei Tagen eines Wochenendes, um die Anwesenheit aller Mitglieder zu ermöglichen. Daneben gibt es monatliche Online-Termine wochentags nach Apothekenschluss.
Die Treffen sind jeweils zweigeteilt:
Ein Teil gilt der Identitätsentwicklung, also dem konkretisierenden Erfassen geistiger Realitäten in der anthroposophisch gegründeten Apothekenarbeit. Es werden kommunizierbare Begriffe für diese Realitäten erarbeitet, die ihren Ausdruck im lebendig fortgeschriebenen Leitbild finden.
Der weitere Teil ist ein Forum zur praktischen Apothekenarbeit. Aktuelle Beobachtungen, Fragen, Erfahrungen der Teilnehmenden werden gemeinsam besprochen. Idealerweise werden die Themen so rechtzeitig eingereicht, dass sie in der Einladung bekanntgegeben werden können. Bei Bedarf können sie jedoch auch tagesaktuell eingebracht werden.
Die Vorstellung von Anerkennungs-Arbeiten der Apotheken (siehe Anhang) findet im Praxisteil eines Präsenztreffens statt.
Entwicklung
Dieses Leitbild ist Ausdruck der lebendig sich entwickelnden Anthroposophischen Pharmazie in der Apotheke. Es wird nach jeweils aktuellem Erkenntnisstand laufend aktualisiert.
Anhang: Regularien für QV-Apotheken
1. Apotheke
Die zum Qualitätsverbund (GAPiD) gehörige Apotheke, im Folgenden QV-Apotheke genannt, strebt schwerpunktmäßig die Förderung, Verbreitung, Unterstützung der Anthroposophischen Pharmazie und Medizin an und kann dies durch das Führen des QV-Markensiegels kenntlich machen.
2. Apothekeninhaber
Der Antrag auf Zugehörigkeit zum QV und auf das Markensiegel kann nur durch den Inhaber der Apotheke gestellt werden.
Er ist Mitglied der GAPiD und hat für seine Apotheke das QV-Anerkennungs-Verfahren durchlaufen (siehe Punkt 8).
In begründeten Ausnahmefällen kann der Inhaber einen bei ihm angestellten pharmazeutischen Mitarbeiter als für die QV-Apotheke verantwortliche Person benennen. Dieser Mitarbeiter ist Mitglied in der GAPiD und hat das QV-Anerkennungs-Verfahren durchlaufen (siehe Punkt 8).
Der Apotheken-Inhaber oder die verantwortliche Person einer optional neuen QV-Apotheke muss sich auf einer QV-Sitzung persönlich vorstellen und sollte danach regelmäßig an den QV-Treffen teilnehmen.
3. Mitarbeitende
Die verantwortliche Person strebt an, Mitarbeitende für die anthroposophische Pharmazie und Medizin zu erwärmen, und Schulungen und Fortbildungen mit anthroposophischen Inhalten anzubieten bzw. zu fördern.
4. Herstellung
Die QV-Apotheke ist grundsätzlich bereit für die Herstellung anthroposophischer Rezepturen / Defekturen nach anthroposophischen Herstellungsregeln (HAB, APC).
5. Beratung
Arzneimittel und Therapieempfehlungen werden möglichst nach anthroposophischen Gesichtspunkten ausgewählt und beraten.
6. Nachhaltigkeit
Die QV-Apotheken richten sämtliche geschäftlichen und sozialen Prozesse nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit aus. Sie möchten einen Beitrag zur Reduktion des Energie- und Ressourcenverbrauchs sowie zur Erhaltung der Artenvielfalt leisten. Die Bewahrung der Schöpfung ist ihnen ein selbstverständliches Anliegen.
7. Markenbildung
QV-Apotheken sind berechtigt, das GAPiD-QV-Markensiegel zu verwenden, um die hohe Qualität ihres Eintretens für die Anthroposophische Pharmazie kenntlich zu machen
8. Anerkennungsverfahren
Die Anerkennung als QV-Apotheke setzt für die verantwortliche Person anthroposophisch-pharmazeutische Fort- und Weiterbildungen von 100 Punkten / Stunden innerhalb von zwei Jahren voraus. Die Zeit wird durch einen vom QV anerkannten Apotheker als Mentor mit dem Ziel begleitet, mindestens zweimal pro Jahr ein persönliches Fördergespräch zu führen. Inhalt dieser Fördergespräche sind die Umsetzung der erlernten Fachinhalte für die tägliche Arbeit in der öffentlichen Apotheke. Als Abschluss dieser Anerkennung dient ein ausführlich schriftlich formuliertes Fall- oder Tätigkeitsbeispiel aus dem Alltag der öffentlichen Apotheke, welches in einem persönlichen Gespräch dem QV-Kreis dargelegt wird.
Bei Trägern des Titels Apotheker/Apothekerin für Anthroposophische Pharmazie (GAPiD) entfällt dieser Teil des Anerkennungsverfahrens.
Die neue QV-Apotheke wird von Mitgliedern des QV-Kreises besucht und es wird ein internes Porträt erstellt.
Zur fortlaufenden Anerkennung hält jede QV-Apotheke mindestens einmal jährlich eine Begebenheit aus der anthroposophischen Apothekenpraxis schriftlich fest und stellt diese bei einem QV-Kreis-Treffen vor.
Außerdem werden von jeder QV-Apotheke Maßnahmen im Sinne dieser Leitlinie, Fortbildungen etc. einmal jährlich anhand eines Fragenkatalogs dokumentiert.
* für die bessere Lesbarkeit wird durchweg die männliche Form der Personen-Bezeichnungen gewählt